Egal, welchen Blackjack-Spieler man fragt, wer der „Godfather“ des Kartenzählens ist, sie alle werden wahrscheinlich mit Edward O. Thorp antworten. Niemand hat mehr Menschen an das Kartenzählen beim Blackjack herangeführt, als Thorp, der auch 1962 das wegweisende Buch Beat The Dealer schrieb. Bisher wurde das Buch 700.000 mal verkauft und gilt bis heute als das ultimative Handbuch zum Kartenzählen.
Thorp wurde 1932 in Chicago, Illinois geboren. Seinen Hintergrund bilden die Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung und forscht man in seiner Vergangenheit, finden sich eine Menge Einblicke darüber, warum er so erfolgreich im Blackjack sein konnte. Thorp war in erster Karriere Mathematikprofessor und er lehrte an zahlreichen renommierten Universitäten der Vereinigten Staaten. Thorp unterrichtete Mathematik an der New Mexico State University, der University of California in Irvine und am MIT. Thorp’s Verbindung zum MIT ist vor allem deshalb interessant, weil in den Jahren nach seiner bahnbrechenden Arbeit auf dem Gebiet des Kartenzählens eine Gruppe von MIT-Studenten versuchte, mit Hilfe von Thorp’s Grundsätzen eine erhebliche Geldsumme beim Blackjack zu machen. Diese Geschichte wird auch im Film 21 erzählt.
Die Entwicklung von Thorp’s Kartenzählmethode war ein langer und beschwerlicher Prozess. Seine Forschungen basierten zunächst auf einer Veröffentlichung von John L. Kelly im Jahre 1956. Kelly entwickelte etwas, das sich das „Kelly-Kriterium“ nannte. Das „Kelly-Kriterium“ wird sogar heute noch von vielen Blackjack-Spielern und anderen Glückspielern umgesetzt.
Edward Thorp suchte nach einem Weg, diese Methode zu verbessern. Eine Studie hinsichtlich ähnlicher Pioniere auf dem Gebiet des Kartenzählens zeigt, das die meisten Kartenzähl-Systeme auf diese Weise entstehen. Jemand versucht, die von einem anderen entwickelte Methode zu verbessern. Jedoch barg die Thorp-Methode ein erhebliches Risiko, von den Casinos durchschaut zu werden. Thorp setzte nämlich einen Computer ein.
1961 perfektionierte Thorp den ersten tragbaren PC. Der IBM 704 war dabei sein Forschungsmodell. Der Computer wurde so entworfen und bedient, dass man ihn auf diskrete Weise nutzen konnte, unerkannt vom Casino-Personal, die Thorp sofort ausgeschlossen hätten, hätte man ihn erwischt. Der Computer half Thorp jedoch lediglich dabei, seine eigene Methode des Kartenzählens zu testen und zu überprüfen. Nach einer Reihe von Testversuchen, war Thorp bereit, seine Grundsätze in einem Live-Spiel zu überprüfen.
Die Casinos von Reno, Lake Tahoe und Las Vegas waren die Ziele von Thorp’s Blackjack-Test. Es stand außer Frage, dass mehr als ein Casino und mehr als ein Standort dazu nötig waren. Hätte man Thorp während seiner Nachforschungen erwischt, er wäre mit Sicherheit in Nevada’s Schwarzbuch der Glücksspieler eingegangen, die beim Schummeln oder ähnlichen Betrugsversuchen in Casinos erwischt wurden. Zu dieser Zeit tauschten sich Casinos untereinander aus. Wurde man in einem Casino erwischt, wurde man automatisch auch von allen anderen ausgeschlossen.
Um seine Kartenzählmethode testen zu können, benötigte Edwarp Thorp Kapital. Mit anderen Worten, er benötigte eine Spiel-Bankroll. Mit seinem Gehalt als Mathematikprofessor konnte er sich das Blackjack-Spielen unmöglich leisten. Thorp schaffte es, Manny Kimmel – einen High-Roller mit dubiosem Hintergrund – davon zu überzeugen, 10.000 Dollar zu investieren. Zuerst besuchten die beiden Reno und Lake Tahoe, weil diese Orte kleinere Glücksspielschauplätze als Las Vegas waren. Die Chancen, dass beide beim Blackjack-Spielen erwischt wurden, waren in kleinen Casinos geringer.
Nach einem ersten Test-Wochenende, hatten Thorp und Kimmel über 11.000 Dollar zusammen erspielt. Sie waren von der Wirksamkeit der Methode überzeugt, wollten sie aber trotzdem auch in Las Vegas testen. In den folgenden Wochen wandten Thorp und Kimmel ihre Kartenzählmethode in Las Vegas sehr erfolgreich an. Auch wenn für Las Vegas einige zusätzliche Anpassungen nötig waren. Thorp wechselte sehr häufig sein Assehen, damit er nicht entdeckt wurde. Diese Verkleidungen bestanden vor allem aus falschen Bärten und Sonnenbrillen. Zur gleichen Zeit, als Thorp Blackjack spielte, testete ein anderes Team seine Strategien beim Baccarat. Auch dabei hatten sie immensen Erfolg.
Trotz aller Versuche, die Kartenzähmethode geheim zu halten, sprach es sich unter den seriösen Blackjack-Spielern schnell herum. Thorp wurde praktisch über Nacht zu einer Berühmheit innerhalb der Blackjack-Gemeinde. Er sah, dass das Interesse groß war und veröffentlichte daraufhin sein wegweisendes Blackjack-Buch.
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Kartenzählmethoden entwickelt, aber das von Edward Thorp entwickelte Prinzip ist und bleibt die Grundlage nahezu aller vorhandenen Systeme. Die Wissenschaft und Mathematik, die Thorp zur Erarbeitung seiner Kartenzählmethode eingesetzt hatte zeigt, dass Blackjack ein schlagbares Spiel für den gebildeten Spieler bleibt. Trotz der anhaltenden Versuche der Casinos, das Kartenzählen zu vernichten.